Die neuen Trainer B – Generation edubreak
Trainer B-Ausbildung Leistungssport 2017
Ich kann nicht mehr sagen, was mich bewog, die Hand zu heben auf die Frage, wer denn bereit wäre, einen Bericht über die gerade abgeschlossenen Trainer B-Ausbildung in der Ruderakademie Ratzeburg zu schreiben. Vielleicht war es der Wunsch nach Beendigung der dröhnenden Stille, die über uns hereinbrach, nachdem unser Lehrgangsleiter Andreas König sich auf die Suche nach einem Freiwilligen gemacht hatte. Eine Stille die so gar nichts gemein hatte mit der Einsatzbereitschaft, der Energie und der Diskussionsfreudigkeit der Gruppe, die ich über die zwei viertägigen Präsenzphasen hinweg erlebt hatte. Vielleicht war ich aber auch einfach hungrig, und der Ruf des abschließenden Mittagessens war einfach zu groß, um noch eine Sekunde länger zu warten.
Wo fange ich nun an? In den letzten Tagen ist der Versuch, einen objektiven, sachlichen Bericht in meinem Kopf vorzubereiten, kläglich gescheitert. Die Gruppe von Teilnehmern ist dafür zu inhomogen. Gerecht würde ich damit niemandem. Und eigentlich liegt mir das auch wenig. Übrig bleibt so ein höchst subjektiver Abriss von etwa anderthalb Monaten Ausbildung zum Trainer B Leistungssport.
Auf rudern.de habe ich eine erschreckende Statistik gefunden: Sind im Leistungssport Rudern noch etwa die Hälfte der C-Lizenzen in Frauenhand, so beträgt die Anzahl der Frauen mit B-Lizenzen nur ein Fünftel der Männer mit entsprechender Lizenz. Noch etwas schlechter sieht es bei den A-Lizenzen aus. Insofern gleich mal Hut ab vor Julia, Charlotte, Grit, Susanne, Anna und Larissa als Teil der 27-köpfigen Gruppe. Haltet die Stellung! Wir brauchen Euch. Als Gegenpol auf den doch manchmal etwas arg testosteronbelasteten Regattaplätzen.
Obwohl letzteres manchmal ganz schön mitreißend sein kann. Ob es tatsächlich am Testosteron lag, mag ein Biologe beurteilen, aber was auch immer Uwe von Renteln bei seinen Vorträgen antreibt, ich würde bezahlen, um mir das nochmal anzuhören. Mit einem Energieüberschuss, der locker gereicht hätte, um das Licht in der Akademie an diesem Abend einfach eingeschaltet zu lassen, referierte er derart überzeugend über das Thema Ernährung, dass ich, noch bevor es am nächsten Tag mit angenehm irren Flipchart-Grafiken weiterging, beschloss, meine Essgewohnheiten radikal umzustellen. Und ich wette, auch Christoph dachte darüber nach, auch wenn er es nie zugäbe. Als zweiter Referent im Oktober legte Uwe die Messlatte damit ziemlich hoch für die verbleibende Lehrgangszeit und wurde in dieser Form nicht erreicht, was die Leistung von Thorsten Kortmann (Rudertechnik) und Hauke Meyer-Koop (Stabilisationstraining) aber keinesfalls schmälern soll, die unbestreitbar mit Kompetenz und ihrer jeweils ganz eigenen Art auf Ihrem Gebiet überzeugen konnten. Wenn ich ehrlich bin, hätten wir ein zweites solches Informationsbombardement wohl auch nicht unbeschadet überstanden.
Mit einem kurzen Ausflug in die Sportmedizin im weitesten Sinne mit Dr. Gerd Schwiethal war unsere erste Zusammenkunft auch schon vorbei, und wir konnten uns langsam mit unserer Haupthausaufgabe, einer Aufgabe zur Selbstreflexion vertraut machen. Hier stand uns ein von vielen zuerst ein wenig skeptisch beäugtes Instrument zur Verfügung, die E-Learning-Plattform edubreakSportcampus. Das über dieses Portal mehr möglich ist, als einfach nur Dokumente online zu stellen, konnten wir mit der Aufgabe erfahren: Wir luden also alle einen Kurzfilm von und über uns ins Netz, der uns in unserer alltäglichen Arbeitsumgebung mit unseren Sportlern zeigen sollte. Der konnte nun von wiederum allen Teilnehmern und freigeschalteten Dozenten sekundengenau kommentiert und mit Markierungen versehen werden. Eine feine Sache, die schon mal dazu verleiten konnte, eigene nicht aufgabenrelevante, aber trotzdem interessante Rudervideos hochzuladen und zur Diskussion freizugeben. Die Resonanz auf die Videos, heißt die Anzahl der Beiträge, war durchaus beeindruckend. Einen besonderen Dank an die beiden Psychologinnen Dr. Gaby Bußmann und Sophie Petzold, die sich neben ihrem Thema Sportpsychologie die Zeit nahmen, mit uns ausgewählte Videos hinsichtlich der Kommunikation des Trainers mit dem Sportler exemplarisch zu besprechen. Das war eine echte intellektuelle Aufwertung im Kreise von uns, seht mir das nach, Turnhosenträgern.
Eine gelungene Mischung von Theorie und Praxis präsentierten uns Martin Zawieja und Jürgen Hofmann zum Thema Krafttraining. Mit vielen Ideen fürs Kinder- und Jugendtraining und nochmals bestärkt, einfach mal Neues auszuprobieren, bin ich nach Hause gefahren. Da versucht man dann schon mal mit Besenstielen das Aufwärmprogramm „Augsburger Puppenkiste“. Hat funktioniert.
Der Vortrag von Tim Schönberg zur Trainingsplanung war schon allein deshalb eine Reise nach Ratzeburg wert, weil er uns in der Gruppenarbeit zum Lehrgangsende, bei der wir die Lehrgangsthemen zusammenfassen sollten, ein Tafelbild bescherte, das mich vor 36 Jahren sicherlich dazu bewogen hätte, mein Kündigungsschreiben an meinen damaligen Klassenlehrer Herrn Kost umgehend zurückzuziehen und mich kleinlaut und demütig den noch folgenden zehn Jahren Schulunterricht zu ergeben. Larissa, Elia, Tobias, das war eine Wucht.
Bootsmeister Kay-Uwe Brodersen hat in seiner kleinen Praxisanleitung zum Trimmen von Booten leider einen entscheidenden, aber nicht unsympathischen Fehler gemacht: Das einzustellende Boot in dieselbe Halle zu legen wie einen unbestreitbar wunderschönen selbstgebauten Holz-Coastal-Rowing-Einer und zu versuchen, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit einer Gruppe von 14 Personen zu gewinnen, ist nahezu unmöglich. Das hätte auch Uwe nicht geschafft.
Vielen Dank Andreas für die erstklassige Organisation. Bleibt bei edubreak ohne Verzicht auf die Präsenzphasen! Und vielen Dank an meine Mitstreiter für die vielschichtigen und weitreichenden Eindrücke. Besonders an die jungen Kolleginnen und Kollegen, sage ich als einer, der gerade altersmäßig irgendwie dazwischen hängt: Da kann sich manch alter Hase etwas abschauen.
Trainer B Leistungssport sind seit dem 12. November 2017: Jens Bredthauer, Mateusz Cienciala, David Fischer, Julia Fleckenstein, Sebastian Fuchs, Peter Gampfer, Lukas Gäßler, Tobias Goebel, Heiko Dominik Gulan, Charlotte Hebbelmann, Matthias Helmkamp, Grit Husseck, Susanne Klages, Christian Klütt, Sebastian Krämer, Elia Krell, Friedrich-Philipp Kühne, Christoph Mehrle, Heiko Salewski, Dominik Schenkel, Stephan Schrade, Bernhard Sinzig, Volker Slavik, Jan Strempel, Anna Jorina Stumpf, Larissa Vent, Thomas Wichelhaus.
Jan Strempel, Ruderverein Saarbrücken
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